D4N Pojagi
Kerstin Bruchhäuser

D4N
Ein Schmetterling entfaltet
die Poesie des D4

Unikat

Für ihre Interpretation eines Bauhaus Möbels wählte Kerstin Bruchhäuser bewusst den ungepolsterten Stuhl D4 von Marcel Breuer. Entworfen als Allrounder »für Schiffe, Sportplätze, Terrassen, Sommerhäuser, Gärten, Gartencafés« wurde der zusammenklappbare Stahlrohrklubsessel mit Stoffgurtbespannung im Jahr 1927 vorgestellt. Längst Ikone, ist Breuers mobiler D4 bereits seit 1980 in die ständige Sammlung des Museum of Modern Art New York aufgenommen.

Für ihre Version hat Kerstin Bruchhäuser entschieden, das Stahlrohrgestell des D4 zu belassen, um sich auf die Gestaltung der textilen Gurtflächen – Sitz, Rücken- und Armlehnen – zu konzentrieren.

In aufwändiger Handarbeit kreierte sie über drei Monate ein Patchwork und bediente sich der traditionellen koreanischen Pojagi Technik. Hierbei werden Stoffreste mit markanten Kedern aneinander genäht, so das Vorder- und Rückseite fast identisch aussehen. Das Ergebnis: ein beidseitig ästhetisch-schönes Textil.

Als Referenz zu den vier Grundfarben, wählte Bruchhäuser für ihren Stoff vier Kolorits: Gelb, Grün, Blau und Pink. „Ich habe das Patchwork entsprechend dem Bauhaus Gedanken bewusst auf vier Farben begrenzt“, erklärt sie. 
Die verwendeten Stoffreste besitzen globale Wurzeln: ein Teil stammt aus der Lauenförder Werkstatt von Tecta. Ein weiteres Material aus deutschen Militärrucksäcken, die sie in einem Second Hand-Militärladen in Los Angeles fand. Blaue Stoffe waren einst Jeanshosen, dazu mischt sie einen alten, japanischen Kimonostoff zu einem symmetrischen Muster.

Ausgangspunkt für ihr Patchwork ist ein Schmetterling des Kimonostoffes, der sich im Zentrum der D4 Sitzfläche befindet und von dort aus das gesamte Muster entfaltet. Die Stoffreste sind in perfekter Symmetrie angeordnet, durch das Übereinandernähen per Hand gibt es immer wieder leichte Verschiebungen. „Ein spannender Kontrast entsteht: Der flexible Stoff mit den leicht versetzten Nähten wird auf dieses super gerade und glänzende Stahlrohr aufgezogen“, erklärt die Hamburger Designerin.

Mit ihrer Interpretation weist Kerstin Bruchhäuser dem D4 eine neue Zukunft: Das Mix & Match der unterschiedlichen Stoffe in koreanischer Nähtechnik zitiert nicht nur die globale Welt, sondern ist zugleich ein Versprechen an die Nachhaltigkeit. Eine Ikone, die Historie und Zeitgeist neu verbindet.

 

Produktinfo
Maße

Kerstin Bruchhäuser, geboren 1974, lebt und arbeitet in Hamburg. Sie studierte von 1999 bis 2005 Illustration und Kommunikationsdesign an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg.

In dieser Zeit begann sie, erste textile Bilder zu kreieren. 2009 fügte sie einen Promotionsstudiengang in Kunst und Design an der Bauhaus Universität Weimar hinzu, den sie mit dem PhD abschloss. Ihre Dissertation befasste sich mit dem Thema „Text auf gebrauchtem Textil in der Gegenwartskunst“. Zahlreiche Ausstellungen in Berlin, Hamburg und Weimar sowie Stipendien an der Bauhaus Research School markieren seitdem ihren Weg.

Ein Aufenthalt in Los Angeles von 2005 bis 2007 nahm außerdem großen Einfluss auf ihr textiles, künstlerisches Werk, das auch dort auf große Anerkennung stößt. 2018 ist Kerstin Bruchhäuser mit der Ausstellung „The world of Frida“ im kalifornischen Walnut Creek vertreten. Seit 2014 lehrt die Gestalterin außerdem an der HAW Hamburg das Fach Textildesign.

Interview Kerstin Bruchhäuser
Koreanische Patchwork-Tradition trifft Marcel Breuer

Wie kam es zu der Kooperation mit Tecta?
Kerstin Bruchhäuser: Der Kontakt zu Tecta besteht schon sehr lang. Durch eine verwandtschaftliche Beziehung zu Axel Bruchhäuser und Christian Drescher. Vor kurzem berichtete ich von der koreanischen Pojagi Nähtechnik, mit der ich großformatige Textilarbeiten erstelle. Ich nähe Portraits aus alter Weißwäsche. Christian und Daniela Drescher waren sehr interessiert an dieser Technik und besuchten mich in meinem Atelier in Hamburg. Sie fragten direkt, ob ich mir vorstellen kann, einen Bauhaus-Stuhl mit Pojagi neu zu interpretieren.

Wie ging es dann weiter?
Kerstin Bruchhäuser: Ich habe mir einen Stuhl aus der Bauhaus Serie zur Neuinterpretation ausgesucht: den Clubsessel D4 von Marcel Breuer.  Ich finde den Stuhl cool, weil er nicht gepolstert ist. Man kann Vorder- und Rückseite sehen. Das passt perfekt zur Pojagi Technik.

Was ist das Besondere an Pojagi?
Kerstin Bruchhäuser: Es ist eine traditionelle koreanische Patchworkart, bei der Stoffreste einlagig zusammengenäht werden. Vorder- und Rückseite sehen also nahezu identisch aus: Die Stoffteile werden so aneinander gefügt, dass man keine offenen Nähte und keine Fransen hat. Beim „normalen“ Patchwork bleibt die Rückseite offen – es muss immer zusätzlich ein Stoff gegen genäht werden.
Durch die offensichtlichen Nähte erinnern Pojagi-Tücher an Bleiglasfenster, an Sakrales. Gleichzeitig besitzen Pojagi Textilien auch etwas Alltägliches. Es ist ein eher pragmatischer Nutzen, verbunden mit einer räumlichen und ästhetischen Wirkung. Denn traditionell entstehen sie aus Stoffresten. Ihr Vorleben macht die Tücher also auch sehr spannend und bedeutsam. Pojagi-Tücher werden vielseitig verwendet: als Sichtschutz an Fenstern oder in Türrahmen. Aber auch als Verpackung, um Lebensmittel zu transportieren.  Wenn man die Tücher gegen das Licht hängt, entstehen im Raum Farbfelder. – Der Aspekt der Nachhaltigkeit spielt auf vielschichtige Weise mit – aber sehr subtil.

Pojagi haben Sie dann einfach so auf den Stuhl übertragen können?
Kerstin Bruchhäuser: Die ersten zwei Entwürfe habe ich beim Nähen wieder verworfen. Die Muster passten nicht. – Sonst stelle ich eher großformatige Bilder her, zwei mal drei Meter. Da sind die Gestaltungsfreiheit und die Flexibilität größer. Wenn ein Stoffrest nicht an eine Stelle passt, schiebt man ihn woanders hin, vergleichbar einem Puzzle. Bei dem Breuer Stuhl ging das aber nicht, weil man sehr schmale Stellen hat, wie etwa die Armlehnen. Ich stellte fest, dass viele Ideen auf der Sitzfläche nicht funktionierten und das Dessin kleinteiliger werden musste. So kam ich beim dritten Entwurf auf das symmetrische Muster, das jetzt umgesetzt ist.

Gab es im Projektverlauf Abstimmungsmeetings oder haben Sie völlig frei an Ihrem Entwurf gearbeitet?
Kerstin Bruchhäuser: Ich habe in Eigenregie das Muster kreiert und die Stoffe ausgesucht. Sitzfläche, Rücken- und Armlehnen mit der Hand genäht. Eine sehr filigrane Arbeit und sehr aufwändig. Weil das Patchwork beim D4 eben zum Teil des Stuhls wird und nicht hängt, fällt natürlich das Lichtspiel weg, d.h. auch die Wirkung für den Raum kippt. Es bleiben aber die auffälligen Nähte. Dort, wo die Stoffe zusammengeführt werden, sind sie teilweise vierfach übereinandergeschichtet. So entsteht eine mehrdimensionale, reliefartige Sitz-Oberfläche.

Sehen Sie in Ihrer Neuinterpretation einen konkreten Bezug zum Bauhaus?
Kerstin Bruchhäuser: Das Projekt Bauhaus Nowhaus knüpft an die Historie an. In meinem Fall an den Entwurf von Marcel Breuer, der nach wie vor Aktualität besitzt.  Das greife ich durch die Pojagi-Technik wieder auf: Indem ich Altes, die Stoffreste, zusammenfüge und daraus Neues entstehen lasse. Etwas Neues zu entwickeln und auf traditionelle Techniken zurückzugreifen ist ein klassischer Bauhaus-Gedanke.

Wie ist es, eine Design-Ikone zu verändern? 
Kerstin Bruchhäuser: Es ist sehr ambivalent. Segen und Fluch zugleich (lacht). Man hat total viel Respekt. Weil der Stuhl eben in seinem Original perfekt ist. Ich kenne den D4 seit meiner Kindheit. Ich weiß, was Marcel Breuer sich gedacht hat.
Gleichzeitig ist es eine absolute Ehre, einen neuen Ansatz erschaffen zu dürfen. Die Freiheit zu haben, an dieses heilige Stück heranzugehen, es auch ein bisschen entweihen zu dürfen.

D4N Denim
Kerstin Bruchhäuser

D4N
Des Königs neue Kleider. Outfit für Legenden: D4 im used Denim look.

Unikat

Ein Sessel, um tief Luft zu holen – um sich danach im Himmelblau seiner Legenden einfach forttragen zu lassen. Breuers Klubsessel D4 hat von Künstlerin Kerstin Bruchhäuser ein neues Outfit bekommen: Der D4 im used DENIM look. Cool und nachhaltig – die neue Jeans-Formel für Breuers Ikone von Tecta.

Wenige Teile überstehen schnelllebige Modetrends so nachhaltig wie Jeans – seit über 150 Jahren ist die Hose Kult. 1873 von Levi Strauss zum Patent angemeldet, wurde sie in Indigo zur Ikone und passt schon deshalb zum ikonenhaften D4 von Marcel Breuer aus dem Jahr 1926/27.

Alles weglassen, was unnötig ist – der zusammenklappbare Stahlrohr-Klubsessel wurde in Breuers erstem Stahlrohrkatalog als „besonders geeignet“ für Terrassen, Sommerhäuser, Gärten und Gartencafés bezeichnet. An ihm wird die Moderne greifbar: die Konstruktion ist ablesbar, die Materialien perfekt aufeinander abgestimmt.

Eine Perfektion, die die Künstlerin Kerstin Bruchhäuser bereits zum Bauhaus-Jubiläum faszinierte. Im vergangenen Jahr kleidete sie den D4 in der Patchwork-Technik koreanischer Pojagi ein und setzte ihm damit ein neues Denkmal. Nun kombiniert sie ihn mit einem Outfit, das Legenden webt: used Denim in Pojagi-Technik. Entstanden ist ein klares Statement, das Kerstin Bruchhäuser so umreißt: „Durch die verantwortungsvoll produzierte Neuinterpretation des klassischen Faltsessels von Marcel Breuer zeigen wir, wie einzigartig nachhaltiges Design sein kann.“

Jedes ihrer zehn Unikate sieht – je nach Farben und Waschungen – anders aus. Die hellen und dunklen Blautöne erzählen ihre eigenen Geschichten. Ob von James Dean im Film „… denn sie wissen nicht, was sie tun“ , Gedanken an den blauen Planeten, die Kunstbewegung Blauer Reiter, die blaue Blume der Romantik, das monochrome Ultramarinblau von Yves Klein … dazu Größen wie Elvis Presley oder Marilyn Monroe in Jeans.

„Die Möglichkeiten von Assoziationen, Farbspielen und Mustern sind grenzenlos“, so Kerstin Bruchhäuser. „Künstlerisch ergibt sich immer wieder ein anderer Ansatz – und die Verbindung zu Marcel Breuers Stahlrohrgestell sieht sensationell lässig aus.“

Ein Sessel, um tief Luft zu holen – und sich danach im Himmelblau seiner Legenden einfach forttragen zu lassen.

Kerstin Bruchhäuser, geboren 1974, lebt und arbeitet in Hamburg. Sie studierte von 1999 bis 2005 Illustration und Kommunikationsdesign an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg.

In dieser Zeit begann sie, erste textile Bilder zu kreieren. 2009 fügte sie einen Promotionsstudiengang in Kunst und Design an der Bauhaus Universität Weimar hinzu, den sie mit dem PhD abschloss. Ihre Dissertation befasste sich mit dem Thema „Text auf gebrauchtem Textil in der Gegenwartskunst“. Zahlreiche Ausstellungen in Berlin, Hamburg und Weimar sowie Stipendien an der Bauhaus Research School markieren seitdem ihren Weg.

Ein Aufenthalt in Los Angeles von 2005 bis 2007 nahm außerdem großen Einfluss auf ihr textiles, künstlerisches Werk, das auch dort auf große Anerkennung stößt. 2018 ist Kerstin Bruchhäuser mit der Ausstellung „The world of Frida“ im kalifornischen Walnut Creek vertreten. Seit 2014 lehrt die Gestalterin außerdem an der HAW Hamburg das Fach Textildesign.

Interview Kerstin Bruchhäuser
Koreanische Patchwork-Tradition trifft Marcel Breuer

Wie kam es zu der Kooperation mit Tecta?
Kerstin Bruchhäuser: Der Kontakt zu Tecta besteht schon sehr lang. Durch eine verwandtschaftliche Beziehung zu Axel Bruchhäuser und Christian Drescher. Vor kurzem berichtete ich von der koreanischen Pojagi Nähtechnik, mit der ich großformatige Textilarbeiten erstelle. Ich nähe Portraits aus alter Weißwäsche. Christian und Daniela Drescher waren sehr interessiert an dieser Technik und besuchten mich in meinem Atelier in Hamburg. Sie fragten direkt, ob ich mir vorstellen kann, einen Bauhaus-Stuhl mit Pojagi neu zu interpretieren.

Wie ging es dann weiter?
Kerstin Bruchhäuser: Ich habe mir einen Stuhl aus der Bauhaus Serie zur Neuinterpretation ausgesucht: den Clubsessel D4 von Marcel Breuer.  Ich finde den Stuhl cool, weil er nicht gepolstert ist. Man kann Vorder- und Rückseite sehen. Das passt perfekt zur Pojagi Technik.

Was ist das Besondere an Pojagi?
Kerstin Bruchhäuser: Es ist eine traditionelle koreanische Patchworkart, bei der Stoffreste einlagig zusammengenäht werden. Vorder- und Rückseite sehen also nahezu identisch aus: Die Stoffteile werden so aneinander gefügt, dass man keine offenen Nähte und keine Fransen hat. Beim „normalen“ Patchwork bleibt die Rückseite offen – es muss immer zusätzlich ein Stoff gegen genäht werden.
Durch die offensichtlichen Nähte erinnern Pojagi-Tücher an Bleiglasfenster, an Sakrales. Gleichzeitig besitzen Pojagi Textilien auch etwas Alltägliches. Es ist ein eher pragmatischer Nutzen, verbunden mit einer räumlichen und ästhetischen Wirkung. Denn traditionell entstehen sie aus Stoffresten. Ihr Vorleben macht die Tücher also auch sehr spannend und bedeutsam. Pojagi-Tücher werden vielseitig verwendet: als Sichtschutz an Fenstern oder in Türrahmen. Aber auch als Verpackung, um Lebensmittel zu transportieren.  Wenn man die Tücher gegen das Licht hängt, entstehen im Raum Farbfelder. – Der Aspekt der Nachhaltigkeit spielt auf vielschichtige Weise mit – aber sehr subtil.

Pojagi haben Sie dann einfach so auf den Stuhl übertragen können?
Kerstin Bruchhäuser: Die ersten zwei Entwürfe habe ich beim Nähen wieder verworfen. Die Muster passten nicht. – Sonst stelle ich eher großformatige Bilder her, zwei mal drei Meter. Da sind die Gestaltungsfreiheit und die Flexibilität größer. Wenn ein Stoffrest nicht an eine Stelle passt, schiebt man ihn woanders hin, vergleichbar einem Puzzle. Bei dem Breuer Stuhl ging das aber nicht, weil man sehr schmale Stellen hat, wie etwa die Armlehnen. Ich stellte fest, dass viele Ideen auf der Sitzfläche nicht funktionierten und das Dessin kleinteiliger werden musste. So kam ich beim dritten Entwurf auf das symmetrische Muster, das jetzt umgesetzt ist.

Gab es im Projektverlauf Abstimmungsmeetings oder haben Sie völlig frei an Ihrem Entwurf gearbeitet?
Kerstin Bruchhäuser: Ich habe in Eigenregie das Muster kreiert und die Stoffe ausgesucht. Sitzfläche, Rücken- und Armlehnen mit der Hand genäht. Eine sehr filigrane Arbeit und sehr aufwändig. Weil das Patchwork beim D4 eben zum Teil des Stuhls wird und nicht hängt, fällt natürlich das Lichtspiel weg, d.h. auch die Wirkung für den Raum kippt. Es bleiben aber die auffälligen Nähte. Dort, wo die Stoffe zusammengeführt werden, sind sie teilweise vierfach übereinandergeschichtet. So entsteht eine mehrdimensionale, reliefartige Sitz-Oberfläche.

Sehen Sie in Ihrer Neuinterpretation einen konkreten Bezug zum Bauhaus?
Kerstin Bruchhäuser: Das Projekt Bauhaus Nowhaus knüpft an die Historie an. In meinem Fall an den Entwurf von Marcel Breuer, der nach wie vor Aktualität besitzt.  Das greife ich durch die Pojagi-Technik wieder auf: Indem ich Altes, die Stoffreste, zusammenfüge und daraus Neues entstehen lasse. Etwas Neues zu entwickeln und auf traditionelle Techniken zurückzugreifen ist ein klassischer Bauhaus-Gedanke.

Wie ist es, eine Design-Ikone zu verändern? 
Kerstin Bruchhäuser: Es ist sehr ambivalent. Segen und Fluch zugleich (lacht). Man hat total viel Respekt. Weil der Stuhl eben in seinem Original perfekt ist. Ich kenne den D4 seit meiner Kindheit. Ich weiß, was Marcel Breuer sich gedacht hat.
Gleichzeitig ist es eine absolute Ehre, einen neuen Ansatz erschaffen zu dürfen. Die Freiheit zu haben, an dieses heilige Stück heranzugehen, es auch ein bisschen entweihen zu dürfen.

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Maße
D1N
Tobias Groß

D1N
Passepartout für den Be-Sitzer

Der radikale Denkansatz, den Peter Keler mit seinem Sessel D1 schuf, faszinierte Tobias Groß sofort. Der Kölner Gestalter, der auch dem Teetisch von Erich Brendel ein neues Erscheinungsbild verlieh, beschäftigte sich hier ebenfalls intensiv mit den Farbwelten. Sein Ziel: den D1 in zeitgemäßen Kolorierungen markanter zu gestalten. So legte er für den „Rahmen“ des Sessels dunklere Farbtöne auf, den Innenraum, also Sitz- und Rückenfläche, gestaltete er um eine Nuance heller.

So erhält der „Urväter“ der Sessel, der ganze Gestalter-Generationen prägte, eine überraschende Leichtigkeit im Raum. Und einen neuen Effekt: für den sitzenden Menschen wirkt er wie ein ästhetisch vollendeter Rahmen. Ein Passepartout, das den Körper in Form- und Farbwelten zu versetzen mag wie ein Bild.

Die kubische Grundform der neuen D1-Serie zeigt sich in Blauschattierungen und etwas heller abgetönten Pastelltönen. Das Material, der streichelweiche Samtstoff, nimmt den Be-Sitzer angenehm auf. Nach wie vor faszinieren die Rollen, auf denen man das Möbel fast schwerelos bewegen und kreisen lassen kann.

Interessant wird der D1 in Kombination mit der Neuinterpretation des Brendel-Tisches von Tobias Groß: ein Duo aus frischen Farbwelten und schwungvoller Beweglichkeit, die für modernes, zeitgemäßes Wohnen stehen.

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Maße

Tobias Groß wurde 1976 in Braunschweig geboren, er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Von 1997 bis 2002 studierte er an der FH Köln am Fachbereich Design und schloss das Studium als Diplom Designer ab. Seine Diplomarbeit wurde mit dem ersten Platz des First Move Design Award der Messe Frankfurt a.M. ausgezeichnet. In der Folge arbeitete er in Festanstellung bei diversen Designagenturen, 2003 u.a. im Brand Department von frog design, Kalifornien. 2004 gründete er das eigene interdisziplinäre Designbüro großgestalten Kommunikationsdesign, 2018 folgte die Gründung des »Studio für Gestaltung«, Köln. Mit seinem Studio arbeitet Tobias Groß bis heute für zahlreiche namhafte Kunden im Kontext Architektur, Design, Kunst und Kultur. Seit 2012 ist er Dozent für Informationsdesign an der Rheinischen Fachhochschule Köln.

Über das Studio für Gestaltung, Köln
Die intensive Beschäftigung mit den Themenwelten der Kunden prägt die Arbeit und Projekte des Studios. »Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, die Haltung und Produkte unserer Kunden weiterzudenken«, so Studio-Inhaber Tobias Groß. »Es geht darum, die Identität in Kommunikation fortzuführen.« Der Teamgedanke, offenes und interdisziplinäres Arbeiten sind dabei zentrale Aspekt der Philosophie des Studios. Seit sieben Jahren ist das Studio auch für die Markenkommunikation von Tecta verantwortlich. Die reduzierten und zugleich farbenfrohen Kataloge, Broschüren und Messestände spiegeln die Intention des Unternehmens, das Bauhaus aktiv weiterzudenken. Inzwischen dokumentieren über 50 nationale und internationale Preise die hohe Qualität des gestalterischen Schaffens. Darunter: Die schönsten Deutschen Bücher, 100 Beste Plakate, Iconic Award, Red Dot Award, Designpreis der Bundesrepublik Deutschland, iF Design Award, ADAC Award.

D4N Esther Wilson 2018
D4N
Esther Wilson
D4N Esther Wilson 2018

D4N
Bauhaus Wort-Werk wird poetisches Stick-Werk

Unikat

Der D4 ist Zeitzeugnis, Zauber und ein Möbel, mit dem die britische Gestalterin und Künstlerin Esther Wilson aufgewachsen ist.

Ein Stuhl, der Erinnerungen an ihre Großeltern, die Architekten Alison und Peter Smithson weckt, die das Möbel besaßen und eng mit Tecta zusammen gearbeitet haben. Die als Stickerin ausgebildete Gestalterin Esther Wilson hat deshalb ein poetisches Denk-Werk geschaffen, das sich vor Breuers Stuhl und dem Bauhaus verneigt. Die Basis für ihre Arbeit lieferte das Bauhaus Manifest in seinem Original-Layout.

Wilson markierte auf einer Kopie in Farbe einzelne Worte und Bleistift-Handnotizen, die ihr wichtig erschienen. Die entstanden Farbblocks transferierte sie gemäß ihrer Positionen im Manifest als Stickerei auf die textilen Flächen des D4. So entstanden intensive, minimale Stickereien. Kunstwerke in einzigartiger Rhythmik aus Anordnung und Farbwiederholung. Größen und Proportionen der Farbblocks variieren nach Stuhl-Version –das Muster hat Wilson jeweils passgenau skaliert.

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Maße
Esther Wilson

Esther Wilson, Enkeltochter des legendären Architektenpaares Peter und Alison Smithson, arbeitet als Künstlerin und als Stickerin in London. Vor ihrer Ausbildung zur Stickerin an der Royal School of Needlework, London, studierte Wilson am European Institute of Design in Madrid und absolvierte dort ihren Abschluss in „Fashion Communication“. Das Thema Mode spielt in Wilsons aktuellen Arbeiten eine wichtige Rolle. Für internationale Kunden entwirft und fertigt sie Kleidung  und appliziert Stickereien.

Im Rahmen der 2017er Kollektion „The Makers House“ des Modehauses Burberry, bestickte Wilson Kopfkissen mit Insektenmotiven in sogenannter „Blackwork“ Technik. Einer Stickerei aus dem arabisch-persischen Raum, mit der einst geometrische Muster erstellt wurden.

Fernab der Fashionwelt gibt es aber auch immer wieder neue und ungewöhnliche Kooperationen, in denen Wilson Anwendungsmöglichkeiten mit Stickerei aufzeigt: Zum Beispiel in Zusammenarbeit mit der Landschaftsarchitektin Gali Izard. Esther Wilson kombiniert dreidimensionale, traditionelle Sticktechniken mit dem Thema Modellbau, um organische und konstruierte Baumwurzelformationen zu präsentieren.

Ungewöhnliches schuf sie auch für die Printausgabe des Bike Magazine: hier entwickelte sie eine Stickerei im Seventies-Style für eine Headline.

Ihre modernen Stickereien und Konzepte bringt sie gleichzeitig als Dozentin in Workshops ein, etwa beim Launch von Threadworks in London. Esther Wilsons Arbeiten sind in zahlreichen Ausstellungen in ganz Großbritannien vertreten.

Interview Esther Wilson
Der Inbegriff eines Bauhaus Möbels

Sie haben eine Ausbildung zur Stickerin an der Royal School of Needlework in London gemacht. Ein Handwerk, das am Bauhaus gelehrt wurde, aber heute eher ungewöhnlich ist. Wie kam es dazu, dass Sie diesen seltenen Beruf erlernen wollten?

Nähen und Sticken war immer ein großes Thema bei uns zu Hause. Das Handwerk hat Tradition in meiner Familie. Meine Großmutter, die Architektin Alison Smithson, die mit meinem Großvater Peter Smithson das Tecta Hexenhaus und Museum sowie zahlreiche Möbel entwickelte, hat sehr viel genäht. Sie hat ihr Wissen und Können an ihre Tochter, meine Mutter, weitergegeben und die wiederum an mich. Ich habe mich dann entschieden, meine Fähigkeiten auf das Sticken zu fokussieren. Ich bin sehr stolz, dass ich diese Kunst meiner Familie fortführe und nun auf das Projekt BauhausNowhaus anwenden konnte.

Aus der Perspektive einer jungen britischen Designerin: Was bedeutet BauhausNowhaus für Sie?
Obwohl ich eine dreijährige Ausbildung als Stickerin mit BA Abschluss gemacht habe, wird meine Arbeit oft als Handwerk oder Frauenarbeit abgestuft. Die heutige Unterteilung in Handwerk und Kunst hat eine Hierarchie kreiert, in der Techniken wie Sticken oder Weben eine untergeordnete Rolle spielen. Das Bauhaus hingegen glaubte fest an die Einheit von Kunst und Handwerk und verstand es, Konzept mit Ausführung und traditionellen Techniken zu verbinden. Genau das ist für mich heute in meiner Arbeit relevant.

Was war Ihre Idee, als Tecta mit der Aufgabe einer BauhausNowhaus Re-Edition an Sie herantrat?
Ich wollte den D4 von Marcel Breuer neu interpretieren und das Bauhaus Manifest nutzen, um neue Stickmuster zu kreieren. Ich habe schon lange die Idee, Texte auf abstrakte Weise zu editieren. Es ging mir nicht darum, Wörter eins zu eins in Stickerei zu übertragen. Mein Plan war es, lediglich bestimmte Passagen oder Worte mit unterschiedlichen Farben hervorzuheben und das so entstandene Muster zu nutzen. Christian Drescher schickte mir daraufhin ein Foto des Original-Manifestes. Es war wichtig für mich zu sehen, wie das Layout mit den unterschiedlichen Schriftgrößen und auch den Bleistiftkorrekturen aussieht. All das bildete die Inspiration meiner neuen Muster für den D4.

Sie haben also einzelne Wörter im Manifest markiert. Deren Position im Manifest lieferte dann die Basis für Ihr Designlayout, das wiederum „nur“ aus gestickten Farbblocks besteht…?
Genau. Es gibt keine Worte zu lesen. Stattdessen werden einzelne Worte von Farben repräsentiert. Die erste Stuhlversion zeigt dementsprechend etwa die Wörter „Bauhaus“, „Kunst“ und „Handwerk“ als drei unterschiedliche Farbblocks. Ich habe dann weiter an der Idee gearbeitet und auch Interpunktionen integriert.

Wie sieht Ihr Farbkonzept aus?
Es gibt zwei Stühle aus weißem und zwei aus schwarzem Stoff, die mit kräftigen Farben bestickt sind. Ich liebe es, mit Farben zu arbeiten. Das Bauhaus hat großartige Farbkonzepte entwickelt. Meine Kompositionen für die Breuer Re-Edition sollten davon inspiriert sein und gleichzeitig frisch und neu aussehen. Ich habe sehr viele unterschiedliche Paletten kreiert, bevor ich eine endgültige Auswahl getroffen habe. Jeder der vier Stühle präsentiert ein individuelles Stick- und Farbkonzept.

Wie lange haben Sie gebraucht, um eine Breuer Re-Edition fertig zu stellen?
Das Sticken inklusive der Kreation des Musters hat etwa 30 Stunden pro Stuhl gedauert.

Warum interpretieren Sie gerade den Breuer Stuhl?
Ich bin mit diesem Stuhl aufgewachsen. Er stand im Haus meiner Großeltern. Der Inbegriff eines Bauhaus Möbels. Ich mag die übereinandergelagerten Textilgurte und die Art, wie sie über das Stahlrohr gezogen sind.

Wo knüpfen Sie in Ihrer Arbeit an das Bauhaus an?
Meine Designs verbinden Kunst und Handwerk. Funktion, Form, Langlebigkeit spielen in der Kreation schöner, praktischer Produkte eine große Rolle. Ich schätze sehr den Bauhaus-Ansatz, mit leuchtenden Farben zu arbeiten – das versuche ich zu integrieren.

Ist es für Sie ein vertrautes Gefühl, wenn Sie Tecta in Lauenförde besuchen? – Ihre Großeltern haben ja das Hexenhaus und das Museum dort erschaffen..
Ich bin dort zum ersten Mal gewesen als ich 12 Jahre alt war. Wir reisten mit dem Zug aus London an. Ich war so verzaubert von dem Hexenhaus mit den Baumhäusern und den Wegen. Es war magisch! Ich beneidete Axel darum, dass er dort leben konnte.

Tecta zollt dem Handwerk und den Materialien größten Respekt – genau das versuche ich auch in meiner Arbeit auszudrücken. Die Synergie zwischen Tecta und meinen Großeltern hat wirklich etwas Himmlisches, gleichzeitig  Zweckmäßiges und Effizientes kreiert.

Ihre Großeltern Alison und Peter Smithson haben zahlreiche Möbel für Tecta entwickelt. Welches davon ist Ihr Lieblingsmöbel?
Ich mochte schon immer den „Collectors Table“. Als Kind habe ich kleine Dinge gesammelt und Dioramas arrangiert. Mit dem „Collectors Table“ ergaben sich unendlich viele Möglichkeiten, die Dinge immer wieder neu zu arrangieren.

Erinnern Sie sich aus Ihrer Kindheit an Tecta, da Ihre Großeltern und Axel Bruchhäuser sich sehr nahe standen?
Ihre Freundschaft mit Axel war ganz besonders. Sie war in meiner gesamten Kindheit sehr präsent, allein schon durch Postkarten, lustige Zeichnungen und die Arbeitsideen, die kommuniziert wurden. Axel Bruchhäuser kann sich sehr für neue Ideen und Projekte begeistern. So auch für einen „chair essay“, den ich als Kind schrieb. – Ich arbeite übrigens gerade an einem Smithson Projekt – ich dokumentiere ihre Weihnachtskarten. Axel Bruchhäuser konnte mich auch dabei enorm unterstützen. Wir schreiben Emails, vergleichen Bilder und Fotos. Es ist wunderbar, dass ich somit an die Freundschaft meiner Großeltern zu Axel anknüpfen kann.

K10N
Tobias Groß
K10N_D1N_Ansicht

K10N
Unsichtbar wird sichtbar

Tobias Groß verwandelt das minimalistische Klappwunder K10 in ein frisches, farbiges Möbel mit Überraschungen. Als unauffälliger Kubus scheint sich Erich Brendels Tisch Entdeckungen zu entziehen. Dann aber zaubert er ein Lächeln in die Gesichter der Betrachter: er entfaltet sich, wird ein Schweizer Kreuz und spiegelt seine Inspirationsquelle – die strengen Linien des Direktorenzimmers von Walter Gropius.

Bei seiner Neuinterpretation des K10 erlöst Tobias Groß Brendels Tisch von seiner Unsichtbarkeit und gestaltet ihn mit kontrastreichen Farbtönen. Den konstruktiven Charakter des Tisches stellt er dabei in den Mittelpunkt. Flächen und Stützen des K10 wurden filigraner gestaltet, so dass ein leichtes, flexibles Möbel entsteht. Der kleinere Bruder des einstigen Teetisches von Erich Brendel.

Und weil ein Tisch heute nicht mehr allein die Idee des „Five o´clock-Tea“ vertreten kann, verkleinert ihn der Kölner Gestalter prozentual auf das Format eines Beistelltisches. Ein fröhliches Augenzwinkern verleiht er dem Möbel auch von außen.

Eine neue Zweifarbigkeit macht den Tisch attraktiv für zeitgemäßes Wohnen. In der Fläche arbeitet Tobias Groß mit ruhigen, gedeckten Farben von Oliv über Rot und Blau. Die Profilkanten hebt er durch frische Pastelltöne hervor. Sie verlaufen um den Tisch und geben ihm, je nach Stellung der Tischplatten, ein neues, immer überraschendes Erscheinungsbild.

Für die Kampagne BauhausNowhaus hat der Kölner Gestalter dem K10 so zur Sichtbarkeit verholfen. Daraus entstand ein Produkt – perfekt konstruiert und zeitlos schön- und bereit dafür, sich in modernen Wohnwelten zu entfalten.

TECTA Tische K10N Tobias Groß
TECTA Tische K10N Tobias Groß
Produktinfo
Maße

Tobias Groß wurde 1976 in Braunschweig geboren, er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Von 1997 bis 2002 studierte er an der FH Köln am Fachbereich Design und schloss das Studium als Diplom Designer ab. Seine Diplomarbeit wurde mit dem ersten Platz des First Move Design Award der Messe Frankfurt a.M. ausgezeichnet. In der Folge arbeitete er in Festanstellung bei diversen Designagenturen, 2003 u.a. im Brand Department von frog design, Kalifornien. 2004 gründete er das eigene interdisziplinäre Designbüro großgestalten Kommunikationsdesign, 2018 folgte die Gründung des »Studio für Gestaltung«, Köln. Mit seinem Studio arbeitet Tobias Groß bis heute für zahlreiche namhafte Kunden im Kontext Architektur, Design, Kunst und Kultur. Seit 2012 ist er Dozent für Informationsdesign an der Rheinischen Fachhochschule Köln.

Über das Studio für Gestaltung, Köln
Die intensive Beschäftigung mit den Themenwelten der Kunden prägt die Arbeit und Projekte des Studios. »Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, die Haltung und Produkte unserer Kunden weiterzudenken«, so Studio-Inhaber Tobias Groß. »Es geht darum, die Identität in Kommunikation fortzuführen.« Der Teamgedanke, offenes und interdisziplinäres Arbeiten sind dabei zentrale Aspekt der Philosophie des Studios. Seit sieben Jahren ist das Studio auch für die Markenkommunikation von Tecta verantwortlich. Die reduzierten und zugleich farbenfrohen Kataloge, Broschüren und Messestände spiegeln die Intention des Unternehmens, das Bauhaus aktiv weiterzudenken. Inzwischen dokumentieren über 50 nationale und internationale Preise die hohe Qualität des gestalterischen Schaffens. Darunter: Die schönsten Deutschen Bücher, 100 Beste Plakate, Iconic Award, Red Dot Award, Designpreis der Bundesrepublik Deutschland, iF Design Award, ADAC Award.

Interview mit Tobias Groß
Klare Kante – Brendels Tisch verjüngt

Studio für Gestaltung hat sich bei der Neuinterpretation eines Bauhaus-Möbels für den Teetisch von Erich Brendel entschieden. Ein auf den ersten Blick zurückhaltendes Möbel. Warum sprach es Dich an?

Tobias Groß: Wir arbeiten als Gestalter schon lange mit Tecta zusammen. Im Laufe dieser Zusammenarbeit fiel mir dieser ungewöhnliche und zugleich zurückhaltende Teetisch mehr und mehr ins Auge. Er drängt sich nicht auf und bekam in der Kommunikation bisher noch keine große Bühne. Die Begeisterung wuchs, als wir uns näher mit ihm beschäftigten. Brendels Gestaltung ist reduziert und klar wie das Bauhaus. Sie verkörpert Reduktion, Funktionalität, aber auch das Verspielte und den Humor. Dinge, die stark mit dem „Heute“ verbunden sind.

Welcher konstruktive Blick gefiel an diesem Möbel?
Es ist ein Tisch, der sich zurücknimmt, aber im nächsten Augenblick extrovertiert, großzügig und raumgreifend erscheinen kann. Durch die Möglichkeit des Ausklappens erhält er eine immer wieder neue Form. Mit einer ausgeklappten Seite verkörpert er das Auskragende und damit den engen Bezug zu Tecta. Mit jeder geöffneten Seite gewinnt er an Dimension. Der Tisch ist ein geniales Möbel, bei dem man die Flächen verdoppeln, verdrei- oder vervierfachen kann.

Was wurde mit der Neuinterpretation verändert?
Eigentlich hat man vor dem Bauhaus-Möbel so viel Respekt, dass man gar nichts verändern will. BauhausNowhaus hat uns in die Karten gespielt bei der „erlaubten“ Fragestellung: an welcher Stelle kann man das Möbel noch verbessern? Wir merkten, dass man es noch weiter reduzieren kann. Die Grundform des Kubus haben wir in den Mittelpunkt gestellt, aber das Podest weggenommen, weil es eine Veränderung des Kubus in die Vertikale mit sich brachte. Erich Brendel wollte den Tisch damit auf Höhe bringen, wir brauchten die Höhe aber nicht für die ausdifferenzierte Form.

Ist der Teetisch heute noch für seinen Einsatz als Five o´clock-Möbel gedacht?
Ich denke ihn als Beistelltisch, nicht mehr als Teetisch. Ich habe ihn zu Hause ausprobiert, aber in seiner alten Dimension war er eher störend. Für moderne, junge Wohnwelten haben wir seine Maße bewusst reduziert. Flächen und Stützen sind filigraner gestaltet, so erreichen wir ein leichteres, flexibleres Möbel als zuvor.

Was sollte an dem neuen Tisch betont und zeitgemäß nach vorne getragen werden?
Wir wollten den konstruktiven Moment des Möbels betonen. Die Scharniere sind sichtbar, alles Konstruktive ablesbar. Durch die bewusste farbliche Betonung der Profilkanten lenken wir den Blick auf den eigenwilligen Charakter des Möbels und unterstreichen ihn. Die neue Zweifarbigkeit lassen das Möbel zeitgemäß erscheinen. In der Fläche arbeiten wir mit ruhigen, gedeckten Farben: Oliv, Rot und Blau. Die Kanten stechen durch frische Pastelltöne hervor. Sie verlaufen um den Tisch und geben ihm je nach Stellung der Tischplatten ein neues, überraschendes Erscheinungsbild.

Denkt man als Grafiker Produkte eigentlich anders?
Als Grafiker haben wir zu Beginn irre Entwürfe auf die Flächen des M10 gelegt. Bauhaus-Muster, Pop-Art-Farben, Memphis-Grafiken – wir haben alles Denkbare ausprobiert.  Aber wir haben uns dagegen entschieden, weil es zu laut ist. Es ist beim Kubus eine Menge möglich. Aber wir wollten das Bauhaus-Produkt nicht zum Marketing oder Grafik-Würfel degradieren. Man will alles mit Sinn und Verstand tun, mit Blick auf die Konstruktion. Wir arbeiten nicht mit Effekthascherei, dafür auch unser Studio für Gestaltung nicht.

Für wen könnte sich der M10 heute eigenen?
So wie er sich jetzt zeigt, zum Beispiel für kleinere Wohnungen, in denen man ein flexibles Möbel braucht. Er ist nicht festlegt auf eine bestimmte Aktion und Handlung, sondern ein Möbel, das sich vielseitig präsentiert. Man könnte ihn als Hocker nutzen, wenn man ihn aus der Ecke schiebt. Die meisten Produkte sind auf eine bestimmte Handlung hin durchgestaltet. Das gibt zwar Orientierung beim Kauf, aber mit mehr Flexibilität hat man später den Riesenvorteil, dass das Produkt vielschichtig einsetzbar ist und eine deutlich höhere Nutzbarkeit hat.

Was wäre das nächste Produkt, für das sich das Studio für Gestaltung interessieren könnte?
Wir sind Fans von Peter Keler. Der D1, der an die hundert Jahre alt ist, ist Sinnbild eines rollenden Sessels in seiner kubistischen Grundform. Man könnte hier viel mit dem Thema Materialität anstellen. Es wäre darüber hinaus eine tolle Idee, mit den rollenden Tecta-Tischen und Sesseln ein „rollendes Tecta-Popup-Café“ zu eröffnen, in dem nichts feststeht. Jede Stunde sieht es anders aus, weil die Besucher alles neu stellen und verändern können – ob zu zweit, zu viert oder zu zehnt. Das wäre ein freudvolles Projekt (lacht).