Rückblick
Salone di Aschau 2024

Direkt am Fuße der Alpen begaben sich Designlabels, Gestalter- und KünstlerInnen auf die Suche nach alternativen Ausstellungsformaten und Inhalten. Gezeigt wurden experimentelle Positionen, bisher unveröffentlichte Prototypen, Collectibles und Produkte, die sich mit Mängeln, Fehlern oder dem Absurden auseinandersetzen. Interaktive Stationen und Darbietungen schufen zusätzlich einen ergebnisoffenen und informellen Raum des Austauschs für alle Gäste.

Danke an alle Beteiligten:
@bottone_objects
@dantegoodsandbads
@farm.group
@oliverboualam
@lukasmarstaller
@haus.otto
@johannaseelemann
@studiokuhlmann
@studio__oe
@hfbkhamburg
@open_design_class
@jerszyseymourdesignworkshop
@loehrfurniture
@monogermany
@nilsholgermoormann
@sianza

Unsere Ausstellungsstücke

Classroom Chair
Originalgetreue, von Stefan Wewerka autorisierte ReEdition des berühmten Classroom Chair. 1971 zum ersten Mal im Kunstverein Stuttgart als Multiple von 42 gleichen Exemplaren ausgestellt.

Treckersitz
Erste Freischwinger tauchen bereits in der Form der Sitzschale bei landwirtschaftlichen Fahrzeugen wie Pflügen oder Mähdreschern auf. Um die Maschinen elastischer und leichter zu machen, werden seit den 1880er Jahren Metallrahmen und Rohrkonstruktionen für die Sitze verwendet. Diese werden auf federnde Stahlstangen montiert, um die Stöße unebener Böden oder Äcker abzufedern.

B42
Der schönste Stuhl des Jahrhunderts von Ludwig Mies van der Rohe. 1926 entwarf Ludwig Mies van der Rohe, im wahrsten Sinne des Wortes, aus dem Handgelenk, den schönsten Stuhl des Jahrhunderts — den Weißenhofstuhl. Er wurde ein Jahr später in Stuttgart auf der Weißenhof-Ausstellung gezeigt. Die ersten Entwürfe entstanden unter dem Eindruck des hinterbeinlosen Gasrohrstuhls des Architekten Mart Stam. Sergius Ruegenberg berichtete 1985 über die Entstehung des Weißenhofstuhls: »Mies kam im November 1926 aus Stuttgart zurück und erzählte von Mart Stam und seiner Stuhlidee. Wir hatten ein Zeichenbrett an der Wand, darauf zeichnete Mies den Stam-Stuhl, rechtwinklig, von oben angefangen. Hässlich, so was Hässliches mit den Muffen. Wenn er wenigstens abgerundet hätte — so wäre es schöner — und er skizzierte einen Bogen. Nur ein Bogen aus seiner Hand an der Stam-Skizze machte den Stuhl aus.« Zur außergewöhnlichen Form fehlte nur noch eins: der Sitz und seine   Bespannung. Dafür stand Lilly Reich, Innenarchitektin, die ab 1926 in Ludwig Mies van der Rohes Büro arbeitete. Von ihr und Mies stammt die Idee, den Weißenhofstuhl mit einem Geflecht auszustatten. Gemeinsam mit einem Korbmachermeister entwickelte Reich die neue Ästhetik, die den raumgreifenden Stuhl als Gesamtkunstwerk vollendete.

D9
Die Ästhetik der endlosen Linie Der D9 von Wolfgang Hartauer ist die zeitgenössische Weiterentwicklung des klassischen TECTA-Kragstuhls. Seitlich zeigt sich der D9 konkav, mit weichen Kanten, die den Sitzenden wie einen Schal umfassen. Die Essenz des D9 ist Reduktion. Aufrechte Sitzpositionen werden durch die flexibel gelagerte Sitzfläche mit einer an die Körperhaltung angepassten Neigung unterstützt. Mit seiner  Rohrgeometrie knüpft er an Marcel Breuers Ästhetik der endlosen Linie an und ermöglicht ein ermüdungsfreies, dynamisches sitzen über einen langen Zeitraum.

B5
Dieser erste einbeinige Kragstuhl besteht aus einem 3,30m langen Rohrstück, das in einer Maschine zu sechs gleichen Radien gebogen wird. Sitzfläche und Rückenlehne sind gepolstert. Er entstand 1982, nach mehreren Vorstufen und Prototypen zu asymmetrischen Stühlen in der Zusammenarbeit zwischen Stefan Wewerka und Tecta.

Prototypreihe K5
Thomas Schnur

Schwebt er oder fliegt er schon? Der Beistelltisch von Thomas Schnur ist von einer konstruktiven Idee durchdrungen. Mit seiner leichten, organischen Form findet er im Handumdrehen neue Einsatzgebiete. Manche erinnert er an ein Insekt, die anderen neigen zum Wirbeltier. Beides passt, denn der K5 von Thomas Schnur gehört eindeutig zur Kategorie der sympathischen Beistell-Wesen.

Was so leicht daher kommt, folgt einer langen Entstehungsgeschichte. „Die konstruktive Idee soll das Möbelstück durchdringen“. Dieser Gestaltungsansatz, der an den Konstrukteur Jean Prouvé erinnert, beflügelte auch Thomas Schnur. Der junge Gestalter besuchte vor Jahren erstmals das Kragstuhlmuseum in Lauenförde. „Ich war damals elektrisiert vom Pioniergeist eines Stefan Wewerka oder Jean Prouvé.“ Für Schnur Antrieb und Aufgabe zugleich, etwas Eigenes zu entwickeln. „Der konstruktive Grundgedanke stellt sich bei dem Tisch K5 sofort ein. Das Stahlrohr durchdringt als Linie den Raum, die beiden gefalteten Flächen geben dem Tisch Stand und halten seine runde Platte.“

Das Begreifen von Möbeln ist für Thomas Schnur ein zentrales Element. Den ausgebildeten Tischler überzeugt nur, was er anfassen und austesten kann. „Diese Bodenständigkeit wurde mir in meinem Heimatdorf mitgegeben.“ Entwickelt hat er mit K5 ein konstruktives Möbelstück, das bei Tecta in eigener Manufaktur und drei unterschiedlichen Größen gefertigt wird. Ein Satztisch, der an die geformten Stahlmöbel von Prouvé erinnert und mit seiner leichten, organischen Form schnell zum Einsatz kommt. Der Stahl-Korpus wird geschweißt, pulverbeschichtet und ist dadurch fürs Innen wie Außen geeignet.